Von „Toter Mann“ nach Moschendorf

Für morgen ist Schlechtwetter angesagt, daher nütze ich den heutigen Sonntag, vielleicht ist es einer der letzten Sommertage, für eine etwas ausgedehntere Tour in eine der „Weinidyllen“ an der ungarischen Grenze.

Ich fahre gleich zu Beginn in Richtung Norden nach Oberdorf, ich will „frisch“ sein, denn die Ortsdurchfahrt ist ziemlich steil. Von Oberdorf geht es weiter zur Kreuzung „Toter Mann“, hier sind die größten Steigungen bereits überwunden. Jetzt geht es bald  bergab. Durch ein kurzes Waldstück rolle ich in die nächste Ortschaft: Neuhaus in der Wart. Hier werden von eifrigen Helfern gerade die unappetitlichen Reste des gestrigen Feuerwehrfestes entsorgt. Es riecht stark nach Resten des Grillguts, die sich in der Abtropfpfanne gesammelt haben. Man hat diese Reste mit Wasser von der Pfanne gelöst und gerade als ich vorbeifuhr durch eines der Kanalgitter längs der Straße entsorgt. Es ist sicher nicht die umweltschonendste Art Grillpfannen zu reinigen, diese Art wird sich aber hier auf einige Tradition berufen können. Wie auch immer, vielleicht hätte ich es auch gar nicht erwähnen sollen, der Geruch des im Wasser gelösten, verbrannten Öls hat aber meine Geruchssensorien zu arg strapaziert, als dass ich es übergehen konnte.

Von hier geht es weiter flott bergab. Ich folge der Straße nach Kleinbachselten. Kein Mensch auf der Straße;  vielleicht schlafen noch alle. Inzwischen ist es aber schon etwas über acht Uhr morgens.

Ganz anders im nächsten Ort: Mischendorf. Meiner Einschätzung nach einer der hässlichste Orte des ganzen Burgenlandes. Ein Haus größer und neuer als das andere. Ein neuerbauter Kasten schließt an den anderen. Alles ist eckig und hoch. Die Leute zeigen, was sie haben: Geld. „Geschmack“ ist nicht dabei. Die „Obere Hauptstraße“ entlang ist der Straßenrand dicht mit Autos verparkt, aus der Kirche hört man Gesang. Hier ist, so scheint es, die katholische Welt noch in Ordnung. Ich will stehen bleiben um die „Hässlichkeit der Gebäude“ fotografisch zu dokumentieren. Lass es dann aber doch bleiben. Es fällt mir Pierre Bourdieu ein, der  in seinem Buch „Die feinen Unterschiede“ den Zusammenhang von „Klasse“ (definiert durch soziale Herkunft und Bildung) und „Geschmack“ durch umfangreiche Untersuchungen nachgewiesen hat.

„Man braucht sich nur einmal vergegenwärtigen, daß Güter sich in distinktive Zeichen verwandeln, die  – einmal in Beziehung zu anderen gesehen – Zeichen von Distinktion, aber auch von Vulgarität sein können, um zu erkennen, daß die Vorstellung, die Individuen und Gruppen durch ihre Eigenschaften und Praktiken unvermeidlich vermitteln, integraler Bestandteil ihrer sozialen Realität ist. Eine Klasse definiert sich durch ihr Wahrgenommen-Sein ebenso wie durch ihr Sein, durch ihren Konsum….[…]. (Pierre Bourdieu, Die feinen Unterschiede, Suhrkamp. S. 754)

Man darf demnach eigentlich gar nicht sagen, jemand habe „keinen“ Geschmack. Da es keine allgemeingültigen Kriterien gibt, die einen „einzigen guten Geschmack“ definieren, darf man eigentlich nur feststellen, dass jemand einen „anderen“ Geschmack hat. Damit genug. Der „Mischendorfer Geschmack“ ist also – ich relativiere – bloß „anders“ als meiner.

Ich fahre durch Kohfidisch, sehe das alte Schloss und bin, auch wenn hier großer Investitionsbedarf sichtbar ist, mit der Welt wieder versöhnt.

Unbenannt

Es folgen Sankt Kathrein, Winten.

Dann bin ich in Moschendorf.

Toter Mann nach Moschendorf2

Ein kleiner Teil des Ortes sieht noch wie früher aus. Hier scheint der „burgenländischen Baukultur“ Achtung entgegengebracht zu werden. Vielleicht auch ein Verdienst der hier beheimateten burgenländischen Landtagspräsidentin Verena Dunst?

Das Weinmuseum hat sich ordentlich herausgeputzt.

Toter Mann nach Moschendorf3

Toter Mann nach Moschendorf4

Dann fahre ich den Radweg entlang weiter nach Strem, um nach wenigen Kilometern Güssing zu erreichen. Inzwischen ist es schon recht heiß geworden. Alle Schattenplätze in den Cafes sind besetzt. Also gibt es diesmal keine Kaffeepause. Für die restlichen 20 Kilometer nehme ich – wie schon so oft – den Stremtalradweg in Richtung Stegersbach.

https://www.komoot.de/tour/90753333

Tourdaten:

Rennrad, 3:20, 74 km, 590 hm

 

 

Eine Eselrunde durch die Wart

Eine schöne Rennrad-Tour für „heiße Tage“, weil es anfangs, bis Unterwart jedenfalls, mehr oder weniger immer durch den Wald geht. Von Stegersbach in Richtung Olbendorf, dann im Ortskern links, nach der Raika, nochmals links und dann rechts den Bach entlang in Richtung Norden nach Litzelsdorf.

Der Weg führt durch ein kleines Tal, in dem diese entzückenden Esel beheimatet sind.

Eselrunde1

Hier gibt es lange Zeit Schatten. Dann weiter ein kurzes Stück dem B55 Radweg in Richtung Oberdorf folgend,

Eselrunde 2

bei der nächsten Kreuzung aber links in Richtung Unterwart, durch dichten Wald, ein kleines wenig befahrenes Sträßchen nach Unterwart, in gutem Zustand, durchwegs asphaltiert.

Dann weiter der Pinka entlang in Richtung Jabing und Rotenturm. Hier befindet sich das im maurisch-byzantinischen Stil erbaute Schloss Rotenturm; es ist eines der bedeutendsten historischen Landschlösser des Burgenlands.

Eselrunde 3

Es wurde erst vor wenigen Jahren aus seinem jahrzehntelangen Dornröschenschlaf wachgeküsst.

Eselrunde 4

Dann lange Zeit ansteigend in Richtung Neuhaus i.d.W.,  von dort zur Kreuzung „Toter Mann“ , dort links abbiegen in Richtung Neuberg, der Straße folgen bis Sankt Michael, nach dem Ortszentrum wenige Meter auf der Hauptstraße, dann über den Stremtal- Radweg zurück.

Es wundert  mich eigentlich, dass nicht mehr Höhenmeter zusammengekommen sind. Es ging doch ziemlich oft bergauf. (:-)

 

Tourdaten: https://www.komoot.de/tour/90240786

(47 km,  ca. 2 Stunden, 460 hm)

Von den Moorochsen ins Kellerviertel

Wenn man „vom Burgenland“ spricht, dann denkt man unwillkürlich zu erst ein Mal an den Neusiedlersee, auch Radfahrer, besonders Radfahrer tun das. Die vielen ausgewiesenen Radwege rund um den See ziehen die Massen an.

Der gute Wein, die Gastlichkeit, das ebene Gelände, der Reichtum an unterschiedlichen Lebensräumen, der Nationalpark Neusiedlersee, die vielen Seebäder, unbestritten das hat etwas.

Das Südburgenland, südlich von Oberwart bis in den Bezirk Jennersdorf hinunter, ist anders gestaltet, diese Gegend ist lieblicher, von sanften Hügeln durchzogen, mit kleinen Wäldern, die nicht nur aus monotonen Fichtenkulturen bestehen, in ihnen findet man tatsächlich noch viele alte  Eichen und vor allem Buchen. Vertraut man sich einer der vielen wenig befahrenen Sträßchen an, sieht man erst, wie vielfältig diese Gegend ist.

Nein, es ist nicht alles „schön“, zu viele Bausünden sieht man. Häuser im Tiroler-Stil, Plattenbauten-Bungalows in den schrecklichsten Farben, aufdringlich Zeitgeistiges, aber eben doch auch hin und wieder Geschmackvolles, ein liebevoll restauriertes Bauernhaus, für das Wochenende. Das alles will ich hier nicht dokumentieren, vielleicht ein anderes Mal.

Heute will ich Lust machen, die Gegend südlich von Stegersbach mit dem Rad zu erkunden. Eines der Thermenhotels von Stegersbach oder auch der Campingplatz  am Rauchwarter See bieten sich als Ausgangspunkte an.

Rauchwarter See 2

Wir fahren über die Landesstraße von Bocksdorf in Richtung Süden, so kommt man nach Rohr; hier sind die Moorochsen zu Hause. Eine kulinarische Spezialität inzwischen. Vor mir haben sie sich heute leider grundlos versteckt. Ich wollte ihnen wirklich nichts Böses antun. Vielleicht war es ihnen schon zu heiß und sie sind deswegen lieber im Stall geblieben?

Weiter geht es nach Gerersdorf.  Hier  befindet sich ein mit viel Fingerspitzengefühl gestaltetes Freilichtmuseum, das sich inzwischen zu einem Kulturzentrum gemausert hat.

Freilichtmuseum Gerersdorf

Das Museum entstand rund um einen strohgedeckten Bauernhof aus dem frühen 19. Jahrhundert, der vom Gründer des Museumsdorfes Gerhard Kisser 1972 erworben, wieder aufgebaut und damit vor dem sicheren Verfall gerettet wurde. Anfangs hatten die Gemeindevertreter Gerersdorfs und auch die Bevölkerung wenig Freude mit Kissers Vorhaben. „Wir sind froh, dass wir die alten strohgedeckten Häuser los sind und in modernen neuen Häusern wohnen können, sagten sie, und nun kommt dieser Wiener und baut sie uns vor unserer Nase wieder auf.“  Das war ungefähr der Ton, der ihm damals im Jahr 1976 als er sein Projekt begann, entgegenschlug. Heute sieht man das anders.

Gerersdorf3

Es ist ein richtiges Dorf entstanden, in dem zahlreiche kulturelle Veranstaltungen abgehalten werden. Dank Kissers Verbindungen zur Kunstszene gab es wunderbare Ausstellungen auch ganz arrivierter Künstler hier, aber auch Konzerte, Lesungen und Kurse. Man kann im Sommer hier schmieden lernen, Korbflechten und vieles andere mehr. Man kann aber auch nur einen Rundgang machen und eine kleine Jause genießen und dann in Richtung Güssing weiterfahren. Wenige Kilometer später sieht man, dass das linker Hand liegende alte Kastell von Sulz wieder zum Leben erweckt wird. Die Arbeiter sind gerade dabei, den herabgefallenen Verputz zu erneuern.

Sulz

Wir biegen bei der Abfüllanlage des Güssinger Mineralwassers rechts auf den Radweg ein, der aber bald auf die Hauptverbindungsstraße nach Güssing zurückführt und dann taucht sie auch schon auf, die Festung der kleinen Bezirksstadt.

Burg Güssing

Diesmal präsentiert sie sich noch etwas unscharf im morgendlichen Dunst dieses Spätsommertages. Sie ist schon sehr imposant; Kraft strahlt sie aus, sie hat auch bis heute allen Bedrohungen Stand gehalten. Im Sommer werden hier regelmäßig Theaterabende „Burgspiele“ veranstaltet. Heuer im Juli  war, wie in den Jahren zuvor auch, ein reines Amateurensemble zu sehen, diesmal mit einer Adaption von Jules Vernes „In 80 Tagen um die Welt“.

Wir fahren der Sulzer Landesstraße folgend ein kleines Stück in Richtung Innenstadt, aber beim Anstieg, noch vor dem Zentrum, halten wir uns rechts, um an die Straße nach Neustift zu kommen, auf dieser biegen wir dann scharf links in die Glasinger Landesstraße ein, der wir bis Sumentendorf folgen. Unberührte Landschaft, Grasland und Äcker sieht man. Kaum ein Auto, wenn man nicht gerade in den „Stoßzeiten“ unterwegs ist. Kurz nach Strem geht es rechts ab in Richtung Heiligenbrunn. (Radweg Weinidylle)

Heiligenbrunn Kellerviertel

Heiligenbrunn mit seinen vielfach noch strohgedeckten Presshäusern gilt als die Wiege des „Uhudlers“.  Ein Selbstträgerwein, hauptsächlich aus der Isabella-Traube gepresst, wird hier gekeltert. Der Ausschank und der Verkauf waren lange Zeit verboten. Man werde blind davon, wurde behauptet. Einem der legendären Fürsprecher dieses Getränks, das dem steirischen Schilcher im Geschmack nicht ganz unähnlich ist, namens „Rübezahl“, hatten die „Finanzer“ noch vor wenigen Jahrzehnten die Fässer zertrümmert, damit er nichts ausschenken kann. Das erzählt man sich hier zumindest.

Heute gilt der Wein als eine kulturelle Besonderheit, ist begehrt und ist jedenfalls dem  Preis nach jedem „edlen“ Tropfen ebenbürtig. So ändern sich die Zeiten. Aber auch hier an diesem historischen Ort wurden „Sünden“ begangen. Teilweise gibt es neuerrichtete Häuser und teilweise sind die alten strohgedeckten Häuser in einem wirklich schlechten Zustand, vielleicht auch deswegen, weil es immer schwerer wird, Handwerker zu finden, die die alte Art der Strohdeckung noch beherrschen. Der Ort bietet sich jedenfalls für eine längere Rast durchaus an. Allerdings sollte man sich vorher vergewissern, ob tatsächlich eine der Buschenschänken offen hat.

Jetzt geht es Richtung „Altes Zollhaus“, nahe der ungarischen Grenze, das zu einem Hotel umfunktioniert wurde und sogar über einen Pool verfügt. (Der von der Straße aus einsehbar ist.)

Von dort geht es zurück in das „Zentrum“ von Strem. Einem Ort, der in letzter Zeit immer wieder von Hochwässern heimgesucht wurde.  Die Landschaft ist hier „brettleben“. Für diejenigen, die auch hier auf  Weitblick wertlegen, haben einheimische Politiker ein „Bauwerk“ errichten lassen. Ihnen scheint dabei der „Weitblick“ aber tatsächlich abhanden gekommen zu sein.

Stremer Monument

Jetzt geht es auf dem Radweg zurück in Richtung Güssing. Von Ferne grüßt die Burg.

Burg Güssing 2

Man fährt kilometerweit durch eine Apfelbaumallee zurück, alle Bäume sind mit Tafeln gekennzeichnet, damit auch Laien wissen, um welche Apfelsorte es sich bei dem jeweiligen Baum handelt. Leider tragen die wenigsten Bäume heuer Früchte. Eine der Sorten heißt der „geflammte Kardinal“. Ich glaube allerdings nicht, dass der Name etwas mit der Inquisition zu tun hat.

Den Badesee von Urbersdorf  und die hundertjährige Eiche lassen wir rechts liegen und passieren die Einfahrt zum Wildpark. Ob hier noch Betrieb herrscht, weiß ich leider nicht. Ich war vor fünfundzwanzig Jahren das letzte Mal dort.  Bald ist Güssing erreicht, wir machen in einer Bäckerei in der Nähe des Hauptplatzes Rast.

Bis zum Ausgangspunkt nach Rauchwart zurück sind es jetzt nur mehr an die zwanzig Kilometer, die größtenteils eben der Strem entlang führen. Im See kann man dann seine angestrengten Muskeln entspannen.

Eine Tour für Sportive, die ohne Rast auskommen, eine für Hedonisten, die von einer Buschenschank zur anderen fahren wollen oder eine für kulturell Interessierte, die gerne etwas über das Leben im alten „Deutsch-Westungarn“ erfahren möchten. Alle können ihre Freude haben.

Viel Vergnügen!

 

Tourdaten:

Rennrad, 3 Stunden, 68km, 490 hm

GPS-Daten auf  https://www.komoot.de/tour/89683138

 

 

 

 

 

Wien – Innsbruck; eine Radtour in sechs Etappen

10. August 2019 bis 16. August 2019

Man könnte meinen, für jemanden, der, so wie ich, erst seit ungefähr zwölf Jahren, und auch nur mit mäßigem Eifer regelmäßig Rad fährt, mehr als Ausgleich und Freizeitvergnügen denn als sportliche Betätigung, sei das Vorhaben, Österreich mit dem Rad zu durchqueren, ein vermessenes. Der Gedanke hat mich aber von Anfang an gereizt; nicht zuletzt, weil ich offenbar immer noch einen kleinen Rest abenteuerlichen Blutes in mir spüre, vielleicht aber auch weil es mich an eine Zeit erinnert, in der ich einst wochenlang querfeldein mit Pferd und Schlafsack in Süd-Österreich unterwegs war. Vor dreißig Jahren war das. Und damals war, mit dem Pferd zu wandern, ein durchaus „exotisches“ Unternehmen. Beide Reiseformen, die man heute im modernen „Neusprech“ wohl als „nachhaltig“ bezeichnen würde, führen einen in Gebiete, an denen man sonst achtlos vorbeifährt, in die man dann überhaupt nicht kommt. Die Langsamkeit eröffnet aber nicht nur neue Wege, sondern auch ganz neue Blickwinkel und menschliche Begegnungen, die schnellere Formen der Fortbewegung einfach nicht mehr zulassen.
Zuerst war natürlich die Frage zu klären, auf welcher Strecke man das in meinem Alter (68) und mit meiner Kondition noch umsetzen würde können. Einfach drauflos zu fahren, würde wohl misslingen. Schon die ersten Versuche der Streckenfindung, unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Apps, zeigten, dass es schwierig werden würde. Da uns ( ich war mit einem meiner erwachsenen Söhne unterwegs) auch ein zeitlicher Rahmen gesetzt ist, wir sollten das Ziel in sechs bis sieben Tagen erreichen, ergibt das eine tägliche Kilometerleistung von durchschnittlich 100 km, die wir zurücklegen würden müssen. Bisher war ich erst einmal in meinem Leben mit dem Rad mehr als 100km gefahren, ansonsten fahre ich durchschnittlich 50 bis 60 km am Stück und am Tag und das höchstens zweimal in der Woche. Dass ich also bezüglich meiner körperlichen Verfassung Zweifel hatte, fähig zu sein, täglich um die 100km zu fahren und das sechs Tage hintereinander, noch dazu mit Gepäck „beschwert“, wird niemanden wundern.
Man könnte beispielsweise über das Alpl beginnen, dachten wir anfangs viel zu zuversichtlich, und dann das Murtal entlang fahren, hinauf ins Ennstal, über Schladming, Bischofshofen ins Salzburgerische, von unten an den Wilden Kaiser ins Inntal hinein. Ein kurzer Blick auf die für diese Strecke ausgewiesenen Höhenmeter, die zu bewältigen wären, ließ uns schnell, nach Alternativen Ausschau halten.
Warum nicht von Wien aus starten, über das Donautal hinauf nach Passau und dort auf den Innradweg wechseln? Das würde uns, so hofften wir, auf angenehmere und auch auf sicherere Weise ins Tiroler-Land bringen. Man könnte bei dieser Streckenführung außerdem davon ausgehen, auf eine entsprechende Infrastruktur zu treffen.
Sicher war, dass wir keine Hotels oder Pensionen benützen, sondern mit Zelt und Schlafsack reisen wollten. Wir würden uns, da wir in Wien starten wollten, auch gegen die Hauptverkehrsrichtung des bekannten Fahrradweges bewegen, was das Fortkommen sicher erleichtern würde. Eine Schwierigkeit ergäbe sich aber dennoch: der von der Schweiz kommende und in Passau endende Inntalradweg ist der lückenhaften Beschreibung nach vermutlich nicht überall asphaltiert. Für unsere Rennräder, mit den schmalen, empfindlichen Reifen, wäre das höchstwahrscheinlich ein „no go“. Wir wollten es aber dennoch darauf ankommen lassen, vielleicht lagen die unasphaltierten Passagen so, dass man sie über Gemeinde- oder Landesstraßen umgehen konnte.
Nachdem wir uns auf diese Route geeinigt hatten, galt es die Ausrüstung zu vervollständigen.

Zelt, Schlafsack, Unterlagsmatte, einen kleinen Gaskocher, ein Häferl, Messer, Gabel, Löffel, Waschzeug, Handtuch, Notproviant,

Notfutter

Verbandszeug, ein kleines Reparaturset, eine Reservepumpe, das alles musste auf einem Rennrad verstaut werden, ohne dass Gepäcksträger montiert werden konnten.

Ausrüstung

Dies bewerkstelligten wir mittels mehrerer praktischer Radtaschen der Firma Ortlieb. Was gepackt und montiert so:

Gepackt

bzw. so aussah:

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Der Rest: Reservewäsche, Soft-shell Jacke, Regenschutz (Jacke, Hose, Überschuhe) wanderte ein einen 25l Rucksack, der letztendlich auch bis zum Rand hin voll war. Als besonderes High-light und Belohnung für arge Strapazen haben wir, um das abendliche Ausspannen zu erleichtern, jeder noch eine ultraleichte Hängematte eingepackt.
Orientieren wollten wir uns mittels Smart-Phone bzw. einer speziell für Radfahrer ausgestatteten App namens „komoot“. Was sich sehr bewährte. Sie führte uns später, als wir den Donauradweg verließen und ins Bayrische fuhren, tatsächlich verlässlich meist über kleine, wenig befahrene Straßen und fand sogar Radwege, wo wir gar keine vermuteten.

Los geht’s in Wien –

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vom Hauptbahnhof zur Donauinsel – bis nach Krems (ca. 95km)

Die erste Etappe führt uns anfangs dem linken Donauufer folgend bis Krems. Wir radeln gemütlich dahin, das hilft erst einmal langsam die Kniegelenke zu „schmieren“. Wir wollen uns auch nicht gleich am ersten Tag durch ein zu hohes Tempo ruinieren. Dafür machen wir (ungewollt) ein paar kleine Umwege in das Hinterland der Donau. Meines Wissens haben wir knapp unter 100 km zurückgelegt. Das reicht für den ersten Tag. Mittagsrast machen wir in Tulln. Bei der Abfahrt kommen wir am Hafen auch an Hundertwassers „Regentag“ vorbei, einem kleinen Schiff, mit dem er sich einst angeblich von einem professionellen Skipper nach Neuseeland schippern hat lassen. Der alte Kahn sah sehr renovierungsbedürftig aus.

Wir kommen frühzeitig in Krems an, was sich als Vorteil erweist. So können wir uns den Platz für unsere kleinen Zelte noch aussuchen. Am Abend aber ist der Campingplatz bis auf den letzten Meter ausgebucht, einige Radler finden überhaupt keinen Platz mehr und müssen weiterfahren. In der Nacht fällt Starkregen, der mein Zelt etwas ramponiert. Die Zeltwände hängen durch, weil ich offensichtlich, wie ich nun sehe, etwas schlampig war beim Aufstellen. Alles ist durchnässt.

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Am Morgen packen wir das nasse Zeug zusammen und fahren zeitlich ab; aber nicht ohne vorher einen Frühstückskaffee „Marke Löskaffee“ zu brauen – ein Horror für mich als leidenschaftlichen Kaffeetrinker. Aber wie heißt es: „In der Not frisst der Teufel auch Fliegen!“ Während des Tages klart es etwas auf, ohne dass es wirklich heiß wird. Wir haben Glück.

 

2. Etappe: Von Krems nach Au (ca. 110 km)

Die Mittagsrast wird nicht nur zum Ausruhen, sondern auch zum „Zelttrocknen“ verwendet. Der Vorteil dieses ultraleichten Vaude-Zeltes besteht darin, dass es – auch wenn es durch und durch nass ist – in zwanzig Minuten wieder staubtrocken gelegt werden kann. Im nahegelegenen „Restaurant“ haben wir uns zu Mittag mit einer „rumänischen Gulaschsuppe“ gelabt. Nach dieser Suppe beschlossen wir, wenn möglich selbst zu kochen. (.-))

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Am frühen Nachmittag erreichen wir den gemütlichen Campingplatz in Au.
Hier gibt es gerade ein großes „Remi-demi“, eine kleine Band spielt auf, das Restaurant des Campingplatzes ist vollbesetzt, wir machen entgegen unserer Vorsätze einen neuen Versuch im Restaurant und bestellen eine Pizza.

Die Pizza ist gut, das Bier auch und wir sind mit der Welt versöhnt und genießen die Aussicht auf den Donauhafen.

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Anschließend entspannen wir unsere müden Beine in den Hängematten und erfreuen uns am Vogelgezwitscher. Im kühlen Schatten alter Bäume am Rande eines kleinen Teichs dösen wir, da lässt es sich aushalten. Hin und wieder trägt uns eine sanfte Brise Fetzen von Gitarrenmusik zu, das Fest im Restaurant ist immer noch in vollem Gange.

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3. Etappe: von Au bis Passau (ca. 127km )

Auch diesmal brechen wir früh auf. Die aufblasbaren Unterlagsmatten, auf denen wir schlafen, erfüllen zwar ihren Dienst gut, zu gemütlichem Knotzen in der Früh laden sie aber nicht ein. Sobald ich wach bin, habe ich das Bedürfnis aufzustehen und loszuradeln. Man glaubt es kaum, aber richtig wohl fühle ich mich erst am Rad. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Nun ja, der „Hintern“ – er wird sich noch daran gewöhnen. Und bei nächster Gelegenheit, werde ich ein Puder kaufen müssen, um die „Schadstellen“ zu reparieren.
Bis Linz haben wir mit heftigstem Gegenwind zu kämpfen. Ich, der kräfteschonend bisher immer im Windschatten fahren durfte, muss nun fairerweise auch „Führungsarbeit“ leisten. Zudem trägt uns der Wind unangenehme „Düfte“ zu. Es riecht nach Industrie, altem Öl oder Asphalt. Die Leute hier scheint das nicht mehr zu berühren, wir treffen einige Fischer, die am Donauufer ihre Angel ausgelegt haben und die Freizeit genießen. Den Gestank riechen sie offensichtlich nicht mehr. Nach Linz ist die Luft mit einem Schlag besser.
Erfreulich dann Aschach:

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Nach den pittoresken Donauschlingen folgt leichtes Nieselwetter und dazu passend wie die Faust auf’s Auge das Kraftwerk Jochenstein. Schön ist anders.

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Weil wir zwischen Donauschlingen und Jochenstein einige steile Passagen überwinden, dazu noch meistens neben der Straße fahren mussten, überlegen wir nun auf die linke Donauseite zu wechseln. Tun es nach Rücksprache mit einem anderen Radler, der uns entgegen kam, aber doch nicht. Es war die richtige Wahl. Wir hätten schon in den Donauschlingen mit der Fähre nach links wechseln sollen, dann hätten wir uns die ganzen mühsamen Steigungen erspart. Jetzt war es zu spät. Es beginnt leicht zu nieseln.

Ca. 10km vor Passau erwischt uns der Regen voll. Es rächt sich, dass ich noch immer keine regendichten Überschuhe gekauft habe. Das eintretende Wasser rinnt aber größtenteils ohnehin wieder heraus. (.-))

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Durchnässt aber glücklich erreichen wir den „verwaisten“ Campingplatz in Passau und machen es uns einmal im Unterstand der Rezeption gemütlich.

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Die Nacht bringt noch mehr Regen; ich „gebe mein Zelt auf“ und verbringe den Rest der Nacht dösend auf einem der Gartentische im trockenen aber „zugigen Aufenthaltsraum“. Damals wusste ich noch nicht, dass es jede Nacht regnen wird. Mit jeder Nacht wuchsen aber auch die Fertigkeiten mit dem Wetter besser umzugehen.

4.Etappe: von Passau zum Tachinger See  (ca.115km)

Anfangs hatten wir vor, dem Innradweg zu folgen. Das stellt sich bald als nicht verwirklichbar heraus. Der Innradweg ist in diesen Bereichen nicht asphaltiert, sondern schottrig, zudem hat ihn der Regen der letzten Nacht durch und durch aufgeweicht, sodass abgesehen von der Gefahr einer Reifenpanne mit unseren Rädern kein Fortkommen ist. Wir wechseln auf die Landesstraße und fahren in Richtung Schärding, Bad Füssing und erreichen nach etwa 64 km Braunau.

Von Braunau geht es weiter über Burghausen, nicht nur Jazzfreunde werden dieses interessante Städtchen kennen. Hier befindet sich angeblich Europas größte Burganlage. Sie ist mehr als einen Kilometer lang und beherrscht mit ihrer eindrucksvollen Silhouette über dem Inn die Landschaft. Vorbei an Tittmonig geht es nach Taching am See, wo wir überraschend einen Campingplatz finden, dessen Inhaber selbst begeisteter Rennradfahrer ist. Er stattet uns mit vielen Tipps für die Weiterfahrt aus, die wir aber mangels genügender Ortskenntnis in den Wind schlagen müssen. Das Risiko, dass wir uns im Gewirr der vielen Kleinstraßen ohne unsere bewährte App „verfransen“, ist uns zu groß.

Der Tachinger See liegt ruhig vor uns, ein kleines Boot ist noch draußen, wir müssen uns aber wieder mit dem Aufstellen des Zeltes beeilen, um noch vor dem Regen fertig zu werden. Aus dem geplanten Bad im See wird leider nichts mehr. Es hat zudem merklich abgekühlt.

5. Etappe: Taching am See nach Kufstein (96 km)

Früh morgens verlassen wir Taching und fahren über Otting und Rettenbach nach Traunstein, wo uns ein herrliches Frühstück erwartet. Als wir am Hauptplatz unsere Sieben-Sachen ordnen, werden wir von einem Herren angesprochen, der uns in weiterer Folge von seinen Radtouren berichtet. Er sei nach Alaska hinauf gefahren ebenso wie er Südamerika durchquert hätte. Er sei alle Touren allein gefahren. Nun sei er aber schon zu alt, sagt er bedauernd. Alles habe eben seine Zeit. So ist es, denke ich „carpe diem“! Und bin froh, diese Reise erleben zu dürfen. Die Gegend ist außergewöhnlich lieblich, landwirtschaftlich geprägt, viele Rinder, saftige Wiesen, sanfte Hügel. Es kommen einige Höhenmeter zusammen.

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Weiter geht es auf kleinen Sträßchen in Richtung Grabenstätt  über Winkl nach Bernau am Chiemsee nach Aschau. Dort machen wir nach etwa 53 km Rast und genießen eine herrlich naturbelassene Tomatensuppe in einem kleinen biologisch ausgerichteten Cafe-Restaurant.

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Von Aschau geht es weiter in Richtung Kufstein.

Vorbei an Erl – dem „Passionsspiel-Ort“

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über die Erler-Zollhausbrücke…..

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Ungefähr 44 km sind es bis Kufstein.

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Der Campingplatz liegt etwas außerhalb, hat aber weder einen kleinen Laden, in dem man etwas einkaufen könnte, noch sonst irgendwelche Annehmlichkeiten.

Aber…..ein nettes „Dauercamper-Ehepaar“ bietet uns sofort zwei Sessel und einen Tisch an, damit wir ordentlich jausnen können.  Sie würden a l l e Radfahrer versorgen, sagen sie. Erst unlängst wären zwei Amerikaner hier gewesen, für sie hätten sie sogar gekocht. Das gibt es eben auch.

6. Etappe: Kufstein – Hall in Tirol (80 km)

Von Kufstein fahren wir wieder den Inn entlang nach Wörgl. Nach eineinhalb Stunden erreichen wir das Städtchen und suchen uns ein Cafe in dem wir frühstücken könnten. Nach langem Suchen finden wir eine Bäckerei, die als einzige offen hat. Sie ist gesteckt voll mit Leuten. Es gibt einen Capuccino und ein Nusskrönchen. Das wirft meinen Zuckerspiegel gewaltig an.

Wir kommen dann an Kramsach vorbei und an Jenbach. Von hier ginge es hinauf zum Achensee, den wir ursprünglich auch besuchen wollten. Die kleine Straße dort hinauf, die für uns in Frage käme, weist aber eine ungeheure Steigung auf, ich glaube teilweise bis zu 20 Prozent. Das will ich mir nicht mehr antun.

Nach ungefähr weiteren zwei Stunden Fahrt erreichen wir Schwaz.

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In Schwaz werden wir zu Mittag essen, sage ich. Ein anständiges schweres Tiroler-Gericht. Am liebsten wären mir „Speckknödel“, auch wenn ich mich nachher gar nicht mehr rühren kann. Aber wie oft im Leben kommt es anders als man denkt.
Dort angekommen durchstreifen wir die Fußgängerzone. Wir kommen an einem japanischen, an einem chinesischen Lokal vorbei, dann an einem Kebab-Laden und einige Cafes. Ein „Wirtshaus“ finden wir nicht. Wir fragen. Leider nein, ein einheimisches Gasthaus gäbe es hier nicht mehr, sagt man uns. Na, dann lass uns zum Japaner gehen, sage ich. Ich habe ohnehin noch nie „japanisch“ gegessen. Wir fahren zurück und „beehren“ MIMI.

Es gibt Miso-Suppe und Sushi. Es hat ganz gut geschmeckt, auch wenn mein Gesichtsausdruck anderes vermuten ließe. Und leicht verdaulich war es auch.

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Später treffe ich noch vier KaiserjägerSchützen und spreche sie auf die Wirtshausmisere an. Ja, das sei tatsächlich ein Problem, bestätigen sie.  Eines gäbe es aber doch noch, sie kämen gerade von diesem einen „original Wirtshaus“ sagen sie, aber das sei so versteckt gelegen, dass wir es garantiert nicht fänden.

Dann geht es weiter in Richtung Wattens und Hall unserer Endstation für heute.

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Den Campingplatz von Hall erreichen wir am frühen Nachmittag. Der Parkplatz ist gerammelt voll mit Wohnmobilen, am Eingang findet sich ein Schild „Full“ – keine Stellplätze frei.  Das heißt hoffentlich nicht, dass auch keine Zeltplätze frei sind, denke ich. Wir setzen uns in Restaurant und trinken Kaffee, in ca. einer Stunde wird die Rezeption öffnen, dann sehen wir weiter.

Es gibt noch Zeltplätze genug. „Gewonnen!“

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Hier in Hall ist die Reise fast schon zu Ende. Morgen geht es nur noch wenige Kilometer (25 km ) nach Innsbruck.

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Hier vor dem „Goldenen Dachl“ endet unsere Reise.  Zurück geht es mit der Bahn, eine direkte Verbindung wird mich und meinen Drahtesel  in etwa sechs Stunden nach Graz bringen. Es war eine der schönsten Reisen, die mir bisher vergönnt waren. Ich danke dafür dem Schicksal und meinem Sohn Michael, der mich bestens führte, mir steten Windschatten bot und mein Wohl immer im Auge hatte.

Sechs Tage, 648km, 2.250 hm, unfallfrei und ohne Panne,  bezaubernde Landschaften, interessante Begegnungen, frische Luft, aus eigener Kraft  – Herz, was will man mehr!

 

PS.: Die manchmal skurrilen „Wort-Teilungen“ sind computergeneriert – das liegt außerhalb meiner Verantwortung, alle anderen Fehler darf man getrost mir zurechnen.

Mittagskogel (2.145m)

Juni 2019

Wir sind wieder in „heimatliche Gefilde“ zurückgekehrt. Und wie es sich gehört, statte ich dem Mittagskogel einen Besuch ab. Die Wettervorhersage spricht von „wechselhaft“ mit nachmittäglichem Regen. Also mache ich mich um 6 Uhr 30 auf den Weg.
Der Bergfex, die Plattform für Wanderer und Bergsteiger, schreibt: Distanz: 8,3km, Höhendifferenz 960m, Gehzeit 5 Std. 45 min
Es sind nur wenige Kilometer von Egg bis Ledenitzen, dort fahre ich kurz nach dem „Hotel Mittagskogel“ den Forstweg hinauf bis zum Parkplatz, dann ist die Forststraße gesperrt. Ein schöner (nicht unsteiler), romantischer Wanderweg führt weiter zur Bertahütte. Für gewöhnlich genehmige ich mir dort einen echten Kärntner Reindling und einen Kaffee.
Gehzeit vom Parkplatz bis zur Bertahütte etwa eine Dreiviertelstunde.
Die Hüttenwirtin ist mit einem Telefonat beschäftigt, also steige ich weiter den Berg hinauf, ohne sie mit Wünschen zu belästigen.
Nach der Berta Hütte geht es leicht bergab, dann einen kleinen Wanderweg entlang. Der Weg schlängelt sich anfangs durch ein kleines Wäldchen, zwischen mannshohen Latschen wird es schnell steil. Bald schon hat man Fels vor sich.

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Der Weg ist teilweise weggebrochen, der strenge Winter mit dem vielen Schnee hat ihm zugesetzt. Man muss Bagger einsetzen, um die Wasserrinnen wieder freizubekommen.

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Vereinzelt sind immer noch kleinere Schneefelder zu queren.

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Heute zeigt sich der Mittagskogel nicht von seiner besten Seite, dicke Nebelschwaden ziehen um sein Haupt – sie werden mir den Ausblick auf das Kärntner Land verwehren.

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Das Ziel ist erreicht.

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Das Land unter mir bleibt leider weiterhin im Verborgenen, also entscheide ich mich schon nach einer kurzen Rast wieder abzusteigen. Zufrieden bin ich dennoch!

 

Mittagskogel (2.145m)

Juni 2018

Die erste vollwertige Bergwanderung des Jahres. Ich bin spät dran mit dem Beginn der „Bergsaison“. Der Trainingsrückstand wird sich hoffentlich nicht rächen. Bisher bin ich erst einmal auf den Hochwechsel gegangen. Leider hat mich ein Unwetter dann daran gehindert, das Wetterkoglerhaus zu erreichen. Ich musste vorzeitig vom Niederwechsel auf die Vorauer Schwaig abbiegen und von dort nach Mönichkirchen zurück gehen.

Heute war mir der Wetter-Gott hold. Um 8 Uhr 30 war ich bereits auf dem Gipfel. Vom Parkplatz eine Stunde bis zur Berta-Hütte, dann noch zwei Stunden Aufstieg bis zum Gipfel.

So sieht der Mittagskogel von der „Rückseite“ aus. Ein fast gemütlicher Berg.

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Der Winter hat dem Weg ganz schön zugesetzt, einige Teile sind weggebrochen, so dass ein paar „knifflige“ Stellen entstanden sind. Ich habe ein Pärchen umdrehen sehen, sie trauten sich nicht drüber über die schräge Felsplatte. (Besser umdrehen als abstürzen).

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Auf der Berta Hütte habe ich die beiden wieder getroffen, sie sind anschließend  noch auf den Ferlacher Spitz gegangen, damit sie wenigstens einen Gipfel erreichen.

Teilweise war auf der Ostseite noch Schnee zu finden.

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Und dann weiter bergauf, dem Gipfel zu.

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Ein „Selfi“ muss auch sein.

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Das bisher hässlichste Gipfelkreuz, das ich je auf einem Berg gefunden habe.

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Ganz weit hinten war auch der Triglav zu sehen. Leider hat sich dann eine Wolke vorgeschoben und das Beweisfoto verhindert.

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Zum Ausgleich bot sich ein traumhafter Ausblick auf den Faaker See, ins Drautal und zum Wörthersee. (Unten der Faaker See.)

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Allein der Ausblick lohnt den Aufstieg.

Beim Abstieg gab es zur Belohnung  eine heiße „Kaspressknödlsuppe“ auf der Berta Hütte.

 

Großglockner (3.798m)

Ich bin heuer (2017) offensichtlich in einer ganz guten körperlichen Verfassung und so hat sich der Wunsch ergeben, die günstige Stunde zu nützen und eine Großglocknerbesteigung zu versuchen. Bisher habe ich das immer von mir weggeschoben, weil mich die Bilder der langen „Schlangen“ von Bergsteigern, die sich vor dem Gipfel stauen, abgeschreckt hatten.

Ohne lange zu fackeln, rufe ich in Kals an und erkundige mich nach einem „freien Platz“. Eine rüstige Dame sei vorgemerkt, die auf einen Partner hoffe, sagt man mir. Ich sage zu.

Blick auf den Großglockner vom Ködnitztal aus

Am 29. August steige ich von Kals aus auf zum Lucknerhaus. (1.918m) von dort über die Lucknerhütte (2.242m) zur Stüdlhütte (2.802m). Den Rucksack schicke ich mit der Materialseilbahn. Warum sich quälen, wenn es nicht notwendig ist?

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Wie sich bald herausstellt, vertrage ich die Höhe gut. Es stellen sich zwar bald leichte Kopfschmerzen ein, die sind aber der intensiven Sonneneinstrahlung zuzuschreiben, die ich unterschätzt habe.

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Am nächsten Tag um 11 Uhr treffe ich mit meinem Bergführer  Alois Lankmayer und der neuen Bergkameradin zusammen. Erna Gailbreitner, eine Grazer Weltenbummlerin, die schon alles bestiegen hat, was man als Amateur besteigen kann. Ihr verstorbener Mann war Bergführer. Sie bringt einiges an Erfahrung und Ausdauer mit.

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Nach einer kurzen Besprechung steigen wir, weil der Normalanstieg wegen hoher Steinschlaggefahr gesperrt wurde, über den Mürztalersteig zur Adlersruh (3.454 m) auf, die wir nach etwa zweieinhalb Stunden erreichen.

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Da das Wetter für morgen nicht mehr sicher ist, einigen wir uns, nach einer Rast von etwa zwei Stunden noch am selben Tag zum Gipfel zu gehen. Um etwa 16 Uhr 30 haben wir es geschafft.

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P1040876Um 18 Uhr 30 sind wir zurück auf der Adlersruh und übernachten hier.

Ein Blick zurück:

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Es waren wirklich nur wenige Leute unterwegs, so dass sich ein schönes Bergerlebnis ergeben konnte, das eigentlich nur durch die Ungeduld und die ständige Meckerei unseres Bergführers, der fast an allen uns begegnenden Kameraden etwas auszusetzen hatte, gemindert wurde. Mit Bergführern, bisher hatte ich drei, scheine ich wenig Glück zu haben. Ich habe daher beschlossen, ab nun nur mehr mit weiblichen Bergführern zu gehen.

PS.: Am nächsten Tag gab es einen Meter Neuschnee!

Großer Buchstein (2.224m)

Am 21. August 2017 mache ich mich auf in das Gesäuse. Genau nach Gstatterboden. Nachdem es auf den Hochschwab hinauf so gut gegangen ist, will ich den Klettersteig auf den Großen Buchstein gehen.

Den Südwand-Band-Steig (KS 3, B) werde ich versuchen. Er ist mit 700 hm sicher eine lohnende Aufgabe.  Der Abstieg ist über den Normalweg geplant.

Zuerst müssen aber ca. 1000 hm bis zur Buchsteinhütte gemeistert werden.

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Von der Ennsbrücke folgt man dem Weg zur Hütte hinauf.

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Nach etwa zwei Stunden ist man oben. Ich erreiche die Hütte am späten Nachmittag, esse zu Abend und lege mich ins Lager. Der Anstieg durch die Südwand (700 hm) und der Abstieg (insgesamt 1700hm) für den nächsten Tag ist Belastung genug.

"Südwandband-Klettersteig" (KS-3-B) (rote Linie)

Die Tour verläuft der roten Linie entlang, ist gut gesichert und auch für durchschnittliche Bergsteiger gut bewältigbar, wenngleich manchmal ausgesetzt. Ich gehe solo und bin in der ganzen Tour wirklich allein. Alle anderen nehmen den Normalweg.

Sogar ein Platzerl für ein Selfi finde ich in der steilen Wand.

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Immer und immer schöne Tiefenblicke!

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Am Gipfel treffe ich einige der Kameraden wieder. Sie sind so freundlich und machen ein Gipfelfoto für mich.

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Jetzt warten 1700hm Abstieg, dennoch ein wunderbares Berg- und Naturerlebnis, das jede Mühe lohnt.

 

Hochschwab (2.277m)

Als Einstimmung beginne ich mein Tourenbuch mit einem Rückgriff auf das vorige Jahr, in dem ich eigentlich ohne große Planung einige schöne Touren machen konnte.
Eine von ihnen führte mich auf den steirischen Hochschwab, auf den „Hohen Schwab“, wie er im Volksmund genannt wird; das ist eine überaus beliebte Tour, daher sollte man vor allem an den Wochenenden nicht vergessen, ein Lager zu reservieren.

Ganz traditionell habe ich begonnen: beim Bodenbauer. Der bekannte Gasthof liegt auf etwa 884m Seehöhe auf der Südseite des Massivs. Es sind also ungefähr 1.400 Höhenmeter bis zum Gipfel zu bewältigen. So um die vier Stunden muss man einkalkulieren. Es beginnt ganz gemütlich mit einem Anstieg durch ein verträumtes Waldstück.

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Ich hab mich entschieden, durch das „G’hackte“ aufzusteigen. Also wende ich mich dem von Felswänden gesäumte Trawiestal zu und folge ihm bis hinauf zum Trawiessattel, auf der Trawiesalm rastet gerade ein Paar und genießt seine Jause. Da ich sie nicht stören will, steige ich weiter auf und beschließe, weiter oben zu rasten, beim „Bründl“ vielleicht.

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Das „Bründl“ ist erreicht, ich trinke ein bisschen und nehme einen Müsli-Riegel, das reicht. Unter mir, sehe ich das Paar, an dem ich vorbeiging, nun weiter hochsteigen.

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Bald habe ich den Einstieg zum „G’hacktn“ erreicht. Überreichlich abgesichert, steigt man anfangs einer Eisenkette entlang, später über eine „Stahl-Stiege“ weiter auf.

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Wenn es nach mir ginge, würde ich die Sicherungen, vor allem die Stahl-Stiege, entfernen. Mir ist das einfach zuviel „des Guten“. Aber über das Thema „Sicherungen“ wurde schon viel gestritten. Jeder setzt die Grenze des Ausbaus von Sicherungen anders.

Jetzt geht es in Richtung „Fleischer-Biwak“
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Jetzt führt ein kleines Wegerl rechts hinunter in eine kleine Scharte dann geht es wieder bergauf.
Dann hat man bald zwei Möglichkeiten, entweder man steigt sich rechts haltend zum Gipfel auf und von dort hinunter zum Schiestlhaus; oder man hält sich links, den Gipfel umgehend – wenn die Kraft nicht mehr reicht für einen Gipfelsturm (30 min). So kann man den Gipfel für den nächsten Tag aufsparen.

Ich habe mich trotz des Nebels, der sehr schnell aufgestiegen ist, für den direkten Gipfelgang entschieden.

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Von dort sieht man, weil sich ein Nebelfenster öffnet, zum Schiestlhaus hinunter.

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Ein kurzer Abstieg folgt. Das Schiestlhaus, vor nun schon einigen Jahren neu errichtet, wird mir Quartier bieten.
Hier erlebe ich einen traumhaften Sonnenuntergang.

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Das Schiestlhaus bietet viel und alles ist noch ziemlich neu. Das Wasser ist aber immer noch knapp; daran lässt sich nichts ändern. Das Niederschlagswasser wird vom Kalk des Berges wie ein Schwamm aufgesogen und verbleibt dort mehrere Jahre, bis es am Fuße wieder als Quelle hervortritt. In meinem Zimmer gibt es ein dreifach Stockbett, ich liege leider ganz zu oberst. Mir ist viel zu heiß, daher schlafe ich nur wenig und schlecht. Das nächste Mal werde ich mein Zelt mitnehmen, beschließe ich, und vor der Hütte in der Senke übernachten.

Der Abstieg am nächsten Morgen führt mich über das Hochplateau an zahlreichen Steinböcken vorbei, die mich interessiert beobachten.

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Dann geht es hinunter zur „Häuslalm“.

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Von dort sind es noch ca. eineinhalb bis zwei Stunden und man ist wieder am Ausgangspunkt, beim Bodenbauer, angelangt.

Eine herrliche Tour für zwei Tage.

Lawinenkurs Innerkrems

2. März 2013

Wir sind zwar schon einige Schitouren gegangen, aber eine gründliche Ausbildung haben wir bisher nicht gemacht. Es ist also Zeit, sich wirkliches Wissen anzueignen und so haben wir uns dazu durchgerungen einen Lawinenkurs beim Alpenverein zu buchen.

Die Nockberge erweisen sich als hervorragend geeignetes Schitourengebiet für uns Anfänger.

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„Peitler Nock“ (2.200m)

Ein kleines Gipfelfoto:

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Der Rundblick:

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Unser Schiführer und Ausbildner war leider etwas übermütig und hat sich bei einer etwas leichtfertig gewählten Abfahrt den Fuß gebrochen. Er ist aber dennoch den Rest der Abfahrt über eine Forststraße einbeinig / mit nur einem Schi abgefahren. Für ihn war die Saison leider damit zu Ende.

Die Lehre aus der Geschichte: Auch bei größtem Können sollte man nie übermütig werden!